Juli
Die FPÖ-Aktion zeitigt 39 232 gültige Unterschriften, um 282 mehr als notwendig. Die Volksbefragung mit der Fragestellung "Soll in Linz ein Musiktheater gebaut werden" muss laut Gesetz durchgeführt werden. Formal sei, so das Gesetz, das Ergebnis der Befragung als nicht bindend zu betrachten.
Start der Kampagnen von Befürwortern und Gegnern des "Theaters am Berg". Die Kronen Zeitung
wettert im Lokalteil gegen das Projekt und macht es - das bisher nur auf den Kulturseiten zu finden war (und 6 % der Leser erreichte) -, zu einem breiten Thema. Die OÖNachrichten neigen zur Befürwortung, lassen aber auch Gegner zu Wort kommen.
Sommer
Mit untergriffigen Slogans wie "Kleiner Mann zahlt große Oper?"können die Gegner vor allem in breiten, dem Theater fernstehendenSchichten emotional punkten. Dagegen kommt die Sachinformationder Befürworter mit einer publizistischen Schwemme (Prospekte undStudien aller Art, Videos, CD-Roms) nicht auf.
8. August
Die Baubehörde der Stadt Linz erteilt die Baugenehmigung für das"Theater am Berg".
Je näher der Volksbefragungstermin (26. November) rückt, destomehr tritt sachliche Argumentation in den Hintergrund und weichteiner publizistischen Schlammschlacht, an deren vorderster Front dieKronen Zeitung irrationale Ängste schürt.
11. November
Das Unglück im Bergbahn-Tunnel von Kaprun fordert 155 Opfer. Das tragische Ereignis ist Wasser auf die Mühlen jener, die immer schonvor der "Tunnel"-Situation des Berg-Theaters gewarnt haben.
26. November
Mehr als 50 % der Stimmberechtigten beteiligen sich an derVolksbefragung, was über Österreich hinaus Aufsehen erregt. Eswerden 291 739 Nein-Stimmen (59,7 Prozent ) gezählt, denen 196940 Ja-Stimmen (40,3 Prozent) gegenüberstehen.
Ende November
Die unerwartete hohe Beteiligung macht die formale Unverbindlichkeit des Befragungsergebnisses durch
ihr politisches Gewicht zunichte, Das "Theater am Berg" ist ad hoc politisch tot.
Ende 2000
Die OÖNachrichten versuchen mit der Frage "Wie geht es weiter mit dem Landestheater" einen publizistischen Neustart. Die international beachtete Zustimmung von 40 % für ein Kulturprojekt wird weniger als Niederlage denn als Ansporn gesehen, das Thema "Musiktheater" nicht ruhen zu lassen.
Das ldentifikationsmonument der Musiktheaterfreunde, Alfred Stögmüller, tritt zwar entnervt zurück, doch sein Nachfolger als Präsident, der junge Franz Welser-Möst, löst einen positiven Schub in der öffentlichen Meinung aus.